Wisst ihr noch, warum wir mit dem gendern in Texten begonnen haben? Gendern sollte die Gleichstellung aller Geschlechter – und seien es noch so viele – gewährleisten.
Ich bin jetzt mal ganz ehrlich, in meinen Büchern gendere ich nicht! Der Lesefluss wird unglaublich stark beeinflusst. Auch das Schreiben ist mühsam, weil ich immer wieder auf´s gendern vergessen habe, es überlesen habe und noch so manches Hoppala mehr entstanden ist. Aus diesen Gründen habe ich mich dazu entschieden, meinen Büchern eine Gender Mainstream Erklärung voranzustellen. Darin erkläre ich, dass ich Personen jeglichen Geschlechts respektiere ohne, salopp gesagt, Sternchen und Doppelpunkte zu setzen. Ich selbst lese auch lieber Bücher, in denen nicht gegendert wird.
Auf den Punkt gebracht hat die Genderproblematik eine meiner Lieblingsautorinnen Juli Zeh in ihrem Buch: Zwischen den Welten. Wenn man das Buch liest, stellt sich die Frage:
Haben wir Menschen automatisch Respekt vor allen Geschlechtern nur weil wir gendern?
Ich denke, dass Sternchen, Doppelpunkte oder andere Zeichen nichts darüber aussagen, ob ich mich respektvoll verhalte.
Gendern und Respekt vor anders denkenden Menschen
Dazu kommt, dass ich gerne allen Menschen, egal welches Aussehens, welcher Sprache, welcher Meinung, welchen Geschlechts, welcher Herkunft auch immer, Respekt zolle. Das kann ich mit gendern auch nicht in Texten ausdrücken.
Mir greift gendern zu wenig weit.
Ich fühle mich nicht weniger respektiert
Ich fühle mich nicht weniger respektiert, wenn man mich zum Beispiel als Autor bezeichnet und nicht als Autorin, als Unternehmer und nicht als Unternehmerin. Wie andere Menschen mich bezeichnen hat noch lange nichts mit Respekt gegenüber mir oder meiner Tätigkeit, meinem Auftreten zu tun.
Gendern als Weg in die Gleichberechtigung?
Ich sage dazu ganz klar NEIN. Denn nur weil ich als Autorin statt als Autor bezeichnet werde, bin ich noch lange nicht gleichberechtigt.
Dazu gibt es noch immer eine zu große Schere zwischen Gehältern von Männern und Frauen im gleichen Beruf. Noch immer gibt es eine riesige Schere der Aufteilung der Hausarbeit zwischen berufstätigen Partnern zu Lasten der Frau. Da gibt es noch ganz viele Beispiele!
Meiner Meinung nach belastet gendern. Bei jedem Social Media Post, bei jedem Text den ich schreibe, überlege ich mir ob ich gendern soll oder nicht. Und wie gesagt, der Gleichstellung von allen Personen hilft das gendern nicht!
Kleiner Hack am Rande:
Unlängst habe ich einen Artikel gelesen in dem stand: Alle Witwer und Witwerinnen – tja wir haben ja ein eigenes Wort für Frauen, die ihren Partner durch Tod verloren haben – Witwe.
Das zeigt für mich, wie wenig gendern im Umgang miteinander bringt. Wenn man sogar darauf vergisst, dass es schon das Wort Witwe gibt.
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Hier geht es zu meinem Buch:
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freue mich über eure Rückmeldungen.
Andrea Waldl, office@andreawaldl.com