Lucas Braathen und der Feller Fanclub

Ich gebe zu, ich bin bekennender Skirennen-Fan. Fast immer bin ich live vorm Fernseher dabei. So wie gestern beim Nachtslalom in Schladming. Ganz konnte ich mich allerdings nicht auf das Rennen konzentrieren, denn Niederösterreich und somit auch ich, wir sind mitten im Wahlkampf Endspurt.

Gestern gingen die Wogen auf Facebook hoch. Es ist kein Geheimnis, ich bin NEOS Mitglied und für NEOS im Gemeinderat. Nach einem NEOS Post zum Thema Landtagswahl in Niederösterreich – ja es war eine klare Wahlempfehlung – haben sich ganz viele Menschen beflissen gefühlt, diesen Post zu kommentieren. Darunter auch politisch gewichtige Personen aus dem Bezirk, die sich nicht zu blöd waren inhaltslose Kommentare zu posten. Mir ist schon klar, dass der Diskurs wichtig ist, das ist auch der Grund, warum ich in der Politik bin. Trotzdem Diskurs ist eines – einfach darunter zu schreiben – so ein Blödsinn – ist etwas ganz anderes. Wir alle politisch Tätigen positionieren uns mit unseren Inhalten und unseren Anliegen gerade vor Wahlen stärker. Zitat: “So einen Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört” von einer durchaus politisch einflussreichen Person aus dem Bezirk hat aber nichts mit Positionierung oder auch nur politischem Programm zu tun. Das ist für mich klassisch ANPATZEN. Vor allem vermisse ich den Respekt vor den Leistungen anderer. Respekt vermisse ich auch im Umgang mit Personen. Da wird geschrien, irgendein Blödsinn kommentiert und Personen werden diffamiert. Ist das die Art und Weise Wahlen zu gewinnen? 

Wir sollten jedem Wähler zugestehen, dass er sich seine eigene Meinung aufgrund vorhandener Informationen bilden kann!

Warum aber Lucas Braathen und der Feller Fanclub?

Feller ist im Slalom einer der wohl größten Mitbewerber von Lucas Braathen um den Rennsieg. Dennoch, was mach Lucas Braathen? Er zieht ein T-Shirt an, das ganz klar die Botschaft enthält, dass er die Leistungen von Manuel Feller bewundert und noch viel mehr: akzeptiert! Das zugegeben ist sehr medien wirksam. Allerdings zeigt das auch, worum es wirklich geht. Ich akzeptiere meinen Gegner, bewundere ihn für das was er tut und das was er ist. Nichts desto trotz möchte ich besser sein als er.

Wie ist das in der Politik?

In der Politik wird nahezu nie ein gutes Wort über den Mitbewerb verloren. Aber auch da gibt es Unterschiede. Es ist legitim Verfehlungen der einzelnen Parteien offen auszusprechen. In meinen Augen ist es aber nicht legitim Personen dezidiert anzupatzen. Vor allem ist es nicht legitim unqualifierte Aussagen über andere Mitbewerber zu machen, und selbst kein Programm zu haben (siehe SPÖ Niederösterreich). 

Ich oute mich jetzt – ich bin ein klarer FAN eines ÖVP Landtagsabgeordneten. Dieser Mann hat sich für mich eingesetzt, als ich es brauchte, obwohl er genau weiß, dass ich NEOS bin. Wenn ich nicht selbst auf dem Wahlzettel stehen würde, würde ich ihn wählen. Und das nicht wegen der Partei, sondern wegen ihm als Person, denn er soll einen Platz haben, um Bürgern zu helfen – was er täglich tut.

Leider gibt es in der Politik viel zu wenige Menschen vom Format eines Lucas Braathen und auch Atle Lie McGrath. 

Auch in der Politik sollte zählen, was jemand tut und nicht wen er kennt. Dazu gehört für mich auch, dass man Leistungen anderer anerkennt. Leisten diese nichts, darf man das auch ruhig sagen. 

Warum fällt uns Anerkennung für andere in der Politik so schwer?

Es geht um Pfründe, keiner gönnt dem anderen den Erfolg. Anders als Lucas Braathen und Atle Lie McGrath, die Feller den Erfolg gönnen. Weil dieser dann einfach besser war. Und auch im Schisport geht es um sehr viel!

In der Politik geht es auch um Geld, wie im Schisport. Kommt man als Mandatar in den Landtag kann man für die nächsten Jahre mit einem sehr, sehr schönen Gehalt rechnen. Und zwar ganz egal, was man leistet. Da fällt es manchmal schwer, die Achtung vor der Arbeit der Politiker zu wahren.

Anders im Sport, wenn man nichts leistet kommt auch nichts. Die können nicht einfach ihren Platz “aussitzen”.

Was ich mir wünsche

Ein bisschen mehr soziale und emotionale Kompetenz. Ein bisschen mehr Lucas Braathen und Atle Lie McGrath in der Politik. Und ganz viel weniger auf andere hinhauen, nur weil sie anderer Meinung sind.

In diesem Sinne auf ein gutes Miteinander

Eure Andrea Waldl

office@andreawaldl.com

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